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Bonjour Cherie!

Der Oktober neigt sich allmählich dem Ende zu und man ist einigermaßen über den herzzerreißenden Abschied zum Sommer hinweggekommen.

Wenn du mich fragst, war der Oktober ein bereichernder Monat, auch wenn es einige ups and downs gegeben hat.

Alles beginnt wieder bei Nizza

Angefangen mit Nizza, startete der Oktober mit der Flucht vor dem gravierenden Orkan ‚Xavier’, warmen 21°C, das letze Mal baden im Meer, Eis essen ohne Ende und einem kleinen Sonnenbrand. Ich hoffe, du bist gut davongekommen und nicht vom Sturm weggeweht worden. Leider musste ich mit Bedauern feststellen, dass zwei wunderschöne Bäume vor unserem Fenster zu Hause geopfert wurden. Wieder ein bisschen Natur weniger in Berlin.

Naturgewalten

Umso älter ich werde, desto mehr habe ich das Gefühl, dass die Jahreszeiten intensiver geworden sind oder erlebt man seine Umwelt anders? Der Sommer hier in Deutschland war keiner, wie man sich seinen Sommer vorstellt – oder man hatte keine Möglichkeit ihn auszukosten, weil andere Verpflichtungen gerufen haben. Wenn es Unwetter gibt, dann solche, die einen umhauen. Erst gestern wurde mir hautnah vor Augen geführt, welche Gewalt der Wind über uns Menschen und der Natur hat. Über Nacht ist die Spitze eines Nadelbaumes auf das Dach eines Autos vom Sturmtief ‚Herwart‘ geweht worden. Du glaubst gar nicht wie verbeult das Dach des Autos aussah. Man kann hier wieder von Glück reden, dass keiner verletzt worden ist oder gar Schlimmeres…

Die Uni ruft

Dann ging die Uni wieder los. Das 4. Semester hat offiziell begonnen und damit auch wieder die Zeit, in der man eigentlich die meiste Zeit in den Öffentlichen verbringt, weil die Uni gefühlt am anderen Ende der Welt ist. Irgendwie bleibt zwischen Arbeit und Uni kaum Zeit, um sich den schönen Dingen des Lebens zu widmen. Beispielsweise spazieren gehen, lange ausschlafen und vor allem Reisen. Der innere Student in dir würde sicherlich sagen: ‚Keine Zeit? Du bist ja lustig, geh‘ ich halt nicht zur Uni‘. Aber wozu macht man das alles dann eigentlich? Warum tut man sich den Stress an? In der Zeit könnte man auch einen anderen guten Job machen, bei dem man mehr verdient als nur Praktikantengehalt. Doch dahinter steckt  viel mehr. Du willst dich persönlich und fachlich weiterentwickeln und etwas Neues lernen, oder?

Anscheinend ist dem nicht so. Heute, wo man so viele Möglichkeiten hat, weiß man nicht worauf man sich zuerst stürzen soll. Du hast viele Freiheiten, kannst studieren was du willst, gehst ins Ausland und und und. Doch letztendlich hast du alles und nichts getan. Du kannst dein Dessert in 10 verschiedenen Sprachen bestellen, warst erst letztes Wochenende wieder in Paris und hast dir den besten Crêpe der Stadt gegönnt und planst schon wieder den nächsten Trip. Wo bleibt die Zeit, die du nur dir selbst widmest?

Ich habe seit Ewigkeiten nicht mehr ganz entspannt zu Hause gelegen, mit dem Buch meiner Wahl, einer Tasse Tee in der Hand und in einer Kuscheldecke eingehüllt, weil im Kopf zehntausend andere Dinge schwirren, die man erledigen muss. Und Zeit für die Uni? Ehrlich gesagt, bleibt hierfür auch wenig Zeit und bringt mich teilweise ins stocken.

Und dann kommt der Oktober

Ja, und dann steht der Oktober vor der Tür. Ein Monat, in dem dir wieder bewusst wird, was Vergänglichkeit ist. Ist das Jahr nicht schnell vergangen? Gestern war doch erst Frühling. Die Bäume sind zum Leben erweckt, Vögel zwitschern und bringen einen morgens um den Schlaf und die Strickjacke löst den ‚ollen Mantel ab, den man nicht mehr sehen kann.

Ja, dann ist Herbst. Eine Jahreszeit, die dich zum Nachdenken bringt. Die Tage werden kürzer, es wird kälter und man denkt über sein Leben nach. Gehe ich in die richtige Richtung? Wer weiß, was bedeutet denn überhaupt ‚richtig‘?

Jetzt fallen die Blätter von den Bäumen, es gibt allen ernstes Spekulatius und Lebkuchen zu kaufen, Festival of Lights ist erneut in der Stadt und bald ist Halloween. Irgendwie immer dasselbe oder?

Es ist Zeit sich Zeit zu nehmen

Es ist eindeutig an der Zeit über sein Leben nachzudenken, wenn nicht jetzt, wann dann? Der Herbst ist meine ‚Ich-zieh-mich-zurück‘-Zeit. Hat das bei dir mit dem Bikini-Body auch nicht geklappt? Ja, bei mir auch nicht. Aber hey, jetzt kann ich Pullover tragen und meine kleinen Extras verbergen, still und heimlich Sport machen und im Frühling trainiert und gestählt wie neu geboren auferstehen. Mal sehen, ob das was wird.

Denk dran, letztendlich machen wir das alles nur für uns selbst. Irgendwie muss man doch glücklich werden, oder?

Doch was ist Glück? Du siehst das sicher anders als ich, das liegt in der Natur des Menschen. Lass uns versuchen gemeinsam glücklich zu werden, was auch immer das bedeutet. Lass uns Laub in die Luft werfen, Drachen steigen gehen oder dem Regen lauschen, der an die Fensterscheibe klatscht.

Oktober

Es war schön, dass du da warst. Du hast mich zum Lachen und zum Weinen gebracht, zum  Nachdenken und zum Staunen. Deine Farben haben mich beeindruckt, dein Wind hat mich verängstigt. Du hast mich verzaubert und begeistert. Danke, dass du da warst.

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Deine Julie

 

 


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