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Bonjour Cherie,

noch 7 Tage bis Weihnachten und ich bin immer noch nicht in Stimmung, und du?

Es ist dieses Jahr ganz besonders schlimm. Überall sieht man Lichterketten funkeln, die Weihnachtsmärkte versprühen den Duft von gebrannten Mandeln und Glühwein, die Schaufenster sind festlich geschmückt und alle reden davon: Weihnachten kommt bald!

Doch irgendwie will die Stimmung nicht aufkommen. Es liegt vielleicht am fehlenden Schnee, der die Straßen einfach nur nach normalen Straßen aussehen lässt oder aber weil Heiligabend und der 4. Advent auf einen Tag fallen? Für mich ist Weihnachten dieses Jahr purer Stress. Ja klar, man braucht weniger Urlaubstage, weil die Feiertage so klasse fallen. Ich frage mich, wo bleibt die Besinnlichkeit?

Geschenkestress reloaded

Mir fehlen noch sämtliche Geschenke, die alle besorgt werden müssen. Die Frage ist immer dieselbe: Was wünscht du dir dieses Jahr? Meist ist die Antwort weniger zufriedenstellend, also wird es ein Gutschein. So richtig persönlich ist das Ganze jedoch nicht. Dafür umso praktischer. Man kann sich kaufen, was man wirklich benötigt und hat nicht das zehnte Buch zu Hause, das man vermutlich niemals lesen wird, weil die liebe Tante es mal wieder gut gemeint hat mit dir. Oder es wird ein natürlich individuelles Fotobuch, das nach einer der fünf verfügbaren Vorlagen erstellt worden ist und später in der tiefsten Ecke deines Bücherschranks verstaubt.

Wo bleibt hier die Kreativität?

Ich glaube, um ein wirklich tolles Geschenk zu machen, braucht man nicht viel. Das Problem ist, dass man sich selbst von der Gesellschaft und der Werbung unter Druck setzen lässt und dann Entscheidungen trifft, die man später bereut – und dann landet der hässliche Pullover am 27. doch wieder im Laden. Statt sich von diesen äußeren Faktoren beeinflussen zu lassen, könnte man darüber nachdenken, was einem mit dem Menschen verbindet, was er wirklich mag und vor allem was er benötigt. Meist ist das nicht von materieller Natur. Warum schenken wir dem Anderen nicht Zeit mit uns? Es muss nicht das neuste Konsolenspiel oder das trendigste Smartphone sein. Mal davon abgesehen, dass man unmengen an Geld aus dem Fenster für etwas schmeißt, das spätestens nach 3 Monaten an Bedeutsamkeit verliert. Man könnte darüber nachdenken etwas zu schaffen, dass noch 30 Jahre später in Erinnerung bleibt, beispielsweise ein gemeinsames Erlebnis. Entweder ein Kochkurs, weil man schon immer wie ein Profi Gemüse schneiden wollte oder ein Ausflug in die Natur, wo man mit seiner Kamera bewaffnet gemeinsam durch einsame Wälder streift. Egal was es auch ist, es sollte von Herzen kommen. Nicht, weil Weihnachten plötzlich vor der Tür steht und erwartet wird, dass man sich gegenseitig beschenkt aber eigentlich gar keinen Nerv dafür hat und Fehlkäufe riskiert.

Warum bekommt man Geschenke, die man nicht benötigt?

Wir leben in unserer eigenen Blase. Jeden Tag stellen wir uns anderen Herausforderungen und da bleibt am Ende wenig Zeit für Nächstenliebe, oder?

Wenn ich darüber nachdenke, wie oft ich in den letzten Wochen nachgedacht habe, was nicht mich, sondern andere GLÜCKLICH machen könnte, dann käme ich wahrscheinlich auf weniger als 10 Minuten. Genau das ist traurig. Wir sind so sehr mit uns selbst beschäftigt, dass wir die Menschen um uns herum ausblenden und gar vergessen. Menschen, die wir lieben und die uns lieben. Das wirkt sich ganz schnell in der Wahl der Geschenke aus. Oberflächlich geht man in den Laden und kauft letztendlich das, was ganz nett ist und etwas für den Anderen sein könnte. Woran das liegt? Ich vermute, weil wir uns oft genug nicht in den Anderen hineinversetzen können oder wollen, weil das Grenzen überschreiten würde, die wir entweder fürchten zu durchbrechen oder es uns zu aufwändig ist. Das sagt eine Menge über einen selbst aus, oder? Wenn man sich die Zeit nehmen würde seine Mitmenschen besser zu verstehen, sie kennenzulernen und vor allem mit ihnen zu fühlen, dann wäre es wesentlich einfacher das passende Geschenk zu finden. Wäre das allerdings so einfach, gäbe es wohl nicht zehntausende unnützer Dinge, die man kaufen könnte und die Wirtschaft würde den Bach runtergehen.

Frohe Weihnachten

Lass uns bessere Menschen werden, indem wir die Umwelt besser wahrnehmen, unseren geliebten Mitmenschen mehr Aufmerksamkeit schenken und somit die richtigen Entscheidungen treffen, die alle glücklich machen. Wir haben noch sieben Tage Zeit, um das Beste daraus zu machen!

Genieße die freien Tage, lass dich bis dahin nicht stressen und fühl’ dich geliebt!

Bis bald – deine Julie


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