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Auszeit in den Alpen – Meine Premiere auf dem Rodel

Auszeit in den Alpen

Meine Premiere auf dem Rodel

Die gefühlte Selbstgeißelung, als Außenseiterin und unsportliches Anhängsel am Rand zu stehen oder wandern zu gehen, während die anderen Ski fahren, ist dieses Mal komplett ausgefallen. Wie mir das gelungen ist, liest du hier.

Inhalt

Bonjour ihr Lieben,

es war wieder soweit, der jährliche Familienwinterurlaub nach Ramsau am Dachstein stand an und ich kann natürlich immer noch nicht Ski fahren.

Ein kurzer Throwback

Seit 2015 sind wir mit einer Ausnahme im letzten Jahr über Weihnachten bis nach Silvester mit der Familie in den Winterurlaub in die Steiermark gefahren.

Die Landschaft hier in der Steiermark ist wunderschön. Schnee, der in der Sonne glitzert, Puderzuckerbäume, klare Luft und die Sonne, die über den Bergen sowohl auf als auch untergeht: Herrlich schön – wie Opi(-lein) sagt.

Dennoch habe ich es bisher nicht fertiggebracht mich der Herausforderung zu stellen und mir die Ski länger als drei Stunden anzuschnallen, die Piste runter zu preschen und mit Muskelkater am gesamten Körper frohlockt ins Bett zu plumpsen.

Annäherungsversuche an den Wintersport

Im ersten Jahr versuchte ich es mit dem Snowboard aber als ich auf dem Board stand und mir bewusst wurde, dass ich in dieser Beinstellung irgendwie den Berg runterrutschen soll, hat mich der Mut verlassen. Eigentlich konnte ich die Nacht davor bereits nicht schlafen und das steckte mir in den Knochen.

Im zweiten Jahr stand ich dann doch auf den Ski. Die anderen meinten, dass ich mich gar nicht schlecht angestellt habe aber irgendwie fühlte ich mich nicht wohl. Der Gedanke „Du bist ein echter Klotz am Bein,“ nagte an mir. Schließlich sind die Ski wie bei meiner Begleitung gefühlt nach der Geburt angewachsen und der Bewegungsablauf ist in Fleisch und Blut übergelaufen, bei mir als Sportmutant jedoch nicht.

Diese zwei Bretter unter den Beinen fühlen sich merkwürdig lang an und sind nicht einfach zu steuern wie Inliner, mit denen ich mehr als gut zurechtkomme.

Nichtsdestotrotz wird es wohl nicht langweilig mich jedes Jahr erneut zum Ski fahren zu ermutigen. Irgendwann packe ich es – aber nicht 2019.

Die richtige Ausrüstung darf nicht fehlen: Skihose, Winterjacke, Winterschuhe, Handschuhe, Sturmhaube, Mütze, Skibrille und natürlich der Rodel

Rodeln für Anfänger – Unterwegs auf dem eigenen Rodel

Dafür habe ich in diesem Jahr beim Rodeln meinen eigenen Rodel gehabt, eine Premiere.

Wir sind zur Rodelbahn Hochwurzen gefahren, den Rodel haben wir uns dort besorgt. Für alle Nicht-Winterurlauber, die das nicht kennen: Ja, da sind diese Teile, wo du dich raufsetzt und den Berg runter rodelst.

Der Weg dorthin

Die Fahrt zur Rodelbahn war für mich sehr aufwühlend. Ich hatte das Gefühl meine letzte Autofahrt zu erleben und verabschiedete mich im Geiste von all der Schönheit auf unserem Planeten.

Angekommen, mit dem Monsterrodel in den Händen, dem Skipass in der Jacke, durchquerte ich das Drehkreuz. Wenigstens wünschte mir der lächelnde Emoji auf dem Display „Viel Spaß“ – bis auf Nimmerwiedersehen.

Die Fahrt in der Gondel war ein echter Augenschmaus und er Ausblick zum Sterben schön – redete ich mir jedenfalls ein.

Rodelbahn Hochwurzen

Rohrmoosstraße 218,
8971 Schladming

7 km lang
Rodeln auch bei Nacht!
Spaßfaktor +++

Weitere Informationen zur Rodelbahn Hochwurzen findest du hier.

Getestete
Alternative

Erlebnis Rittisberg

8972 Ramsau am Dachstein

Die erste Runde auf dem Rodel

Ich sitze auf dem Rodel, mein Herz rast, ich frage wie ich lenke, ich atme ein, ich atme aus und dann geht es bergab. Mit den Zügeln in der Hand und beiden Füßen bremsend nehme ich fast erfolgreich die erste, wirklich schwierige Kurve und komme zum Stillstand. Meine rechte Armbeuge tut weh, weil ich genauso verkrampft auf dem Rodel sitze wie damals bei der Autobahnfahrt in der Fahrschule.

Die Anderen sind natürlich zwei Kurven weiter, mein Freund direkt hinter mir. Wir stehen das zusammen durch. Ich fahre weiter und irgendwas ist in mir passiert. Die nächste Rechtskurve nehme ich gut mit, hebe das rechte Bein und steuere mit dem Linken. Ich merke, dass ich tatsächlich rumkomme. Mein Freund ruft mir zu, wie toll ich das gemacht habe und ermutigt mich schneller zu fahren. Ich hebe beide Beine und rase den Berg hinunter, bremse wie ein Profi im richtigen Moment ab und beginne Spaß zu haben. So viel Spaß, dass mein Freund weit hinter mir liegt und sich bereits Sorgen macht: „Ist sie jetzt in den Busch gefahren?“. Nein, ich war schnell und gut dabei die Anderen einzuholen.

Die erste Runde ist geschafft und ich empfinde Ehrgeiz – jetzt will ich schneller fahren!

Erste
Rodelversuche

„Ich wusste nicht wie viel Spaß rodeln macht!“

Erfolgserlebnis Rodeln

Nach den insgesamt 6 Runden, die wir gefahren sind, wurde mir erst bewusst, dass ich allen Ernstes WINTERSPORT betrieben habe. Mit diesem Gefühl bin ich beschwingt nach Hause, stellte mich unter die heiße Dusche und ließ den Tag Revue passieren:

  • Ich habe meine Angst überwunden
  • Ich habe Wintersport gemacht und mir dabei nichts gebrochen oder gezerrt
  • Ich bin nicht vom Rodel gefallen – so wie andere Familienmitglieder (Amateure, HAHA!)
  • Ich habe in der Kurve (!) andere Rodler überholt
  • Ich habe mich danach wie ein Profi der ersten Stunde über Andere aufgeregt, die der Meinung waren, mitten im Weg stehenzubleiben und ich dann bremsen musste…

Doch die wichtigste Erkenntnis nach diesem Ausflug:

Ich hatte Spaß!

Carlos fühlt sich bei seinem Onkel im Rucksack richtig wohl

Fazit

Auch wenn ich es dieses Jahr nicht mit einem Lächeln auf den Lippen auf die Ski geschafft habe, bin ich dafür umso glücklicher und triumphierend vom Rodel gestiegen. Meine Angst vor den steilen Abhängen konnte ich überwinden und das einzige was mich gerade beim Schreiben daran erinnert, ist der Muskelkater, den ich in der rechten Armbeuge habe.

Ich möchte keine falschen Hoffnungen wecken. Die Angst vor dem Ski fahren und dieses dröge Gefühl, ein Anfängerklotz zu sein, bleibt. Einen Skilehrer möchte ich auch nicht und allen Menschen da draußen zu zeigen, dass ich ein Anfänger bin.

Mein Stolz stellt mir ein Bein und ich werde das Bein nicht einfach aus dem Weg räumen können. Es gibt allerdings bei uns im Berliner Umland die Möglichkeit in Hallen das Ski fahren zu üben. Die geringe Chance besteht, dass mein innerer Schweinehund 2020 auf die irrwitzige Idee kommt und sagt: „Hey, lass uns jetzt in so eine bescheuerte Halle fahren und den Mist üben, damit Du nicht im nächsten Winterurlaub wie der letzte Depp im Tiefschnee landest und du den Anderen bei ihren Sport-Meisterleistungen im Wege stehst, sondern mehr als mithalten kannst! Go for it!“.

Ob und wann das passiert, kann ich aktuell nicht sagen aber wenn die Sache mit dem Rodel ein gutes Ende gefunden hat, dann eventuell auch diese Hürde: Ski fahren.