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24. Januar 2018 • Berlin

Berlin,

gemeinsam einsam

Berlin, eine Millionenstadt, wo es nicht schwer fällt, in der anonymen Masse unterzugehen. Im Rahmen einer Hausarbeit habe ich mich mit diesem Thema unfreiwillig beschäftigt und möchte euch gerne an meinen Gedanken teilhaben lassen.

Dieser Beitrag enthält unbeauftragte Werbung und Produktplatzierungen, die nicht gesponsert wurden. Es handelt sich um persönliche Empfehlungen und Erfahrungen.

Bonjour ihr Lieben,

Berlin ist schon ’ne ganz coole Stadt, oder?

Cool, trifft es eigentlich wortwörtlich. Wir haben Winter, es ist kalt draußen und das sieht man auch in den Gesichtern der Menschen. Leider.

Eine Hausarbeit und neue Blickwinkel

Im Rahmen einer Hausarbeit hatte ich die Aufgabe durch meinen Kiez, einem Ort meiner Wahl innerhalb Berlins rumzulaufen, zu beobachten und zu fotografieren – angelehnt an der Streetart-Fotografie.

Zuerst wusste ich nicht recht was sich hinter dem Wort Streetart verbirgt und hatte schon überlegt wo man tolle Wandgemälde, so nenne ich Graffitis jetzt mal, findet und fotografieren könnte. Doch dann legte sich der Nebel innerhalb der Vorlesung und da wurde mir bewusst, dass Streetart-Fotografie mehr als nur das ist. Man hält einen Moment fest, an einem Ort, der so wie wir ihn gerade erleben, nie wiederkehren wird. In meinem eigenen Kauderwelsch formuliert: ein Schnappschuss.

Und nein, ich meine das nicht beleidigend. Es gibt großartige Künstler, die wundervolle Arbeiten veröffentlicht haben. Fotos, die in genau dem richtigen Moment entstanden sind und eine Geschichte erzählen. Fotos, die dich dazu bringen, dass du mehr als nur 2 Sekunden verweilst, bevor du dich dem nächsten Bild widmest. Egal, ob inszeniert oder spontan: sie sind faszinierend.

 

Hauptbahnhof
Der Berliner Hauptbahnhof

Alles nach Gefühl

Für mich ist das schwierig. Wenn ich fotografiere, dann mache ich das, weil ich gerade etwas Spannendes gesehen habe, nicht, weil ich etwas sehen muss – kein Motto, keine bestimmten Techniken oder verrückte Perspektiven. Es passiert einfach, nach Gefühl. Das unterscheidet mich wohl von Profis und dessen bin ich mir absolut bewusst.

Wir hatten gute 8 Wochen Zeit dafür – easy, wenn man wirklich volle 8 Wochen in Berlin und ständig unterwegs ist. Dem war natürlich nicht so und ich musste schauen, dass ich überhaupt die Zeit finde etwas zu fotografieren. Dann war da auch noch der Druck, dass es etwas Besonderes sein sollte. Oh my God!

Nichtsdestotrotz habe ich an einem grauen Samstag geschafft mich mit meiner besten Freundin zu treffen und fotografieren zu gehen, weil ich ansonsten keine besseren Ideen und bisher nichts zu fotografieren gefunden hatte, das meine Aufmerksamkeit wirklich erregt.

 

Junge Männer am Leopoldplatz
Junge Männer am Leopoldplatz

Auf der Suche nach guten Motiven

Wir waren erst am Leopoldplatz – unser ‚Ghetto‘ wie wir es immer nennen. Es war wie immer viel los, es war laut, voll und irgendwie ungemütlich. Vielleicht lag es aber auch daran, dass der Himmel so grau war, dass man eigentlich viel lieber im Bett geblieben wäre. Anschließend waren wir am Hauptbahnhof und an der Friedrichstraße. Alles super mit Bus oder Bahn zu erreichen. Als wir an der Friedrichstraße waren, begann es plötzlich zu regnen und die Lust weiterhin draußen zu sein, hat uns verlassen, weshalb wir Shoppen gegangen sind,… so ist das, wenn man in einer Großstadt lebt.

Hauptbahnhof
Der Berliner Hauptbahnhof

Die Ergebnisse

Zu Hause musste ich im ersten Moment ernüchternd feststellen, dass viele Fotos nichts geworden sind, weil ich nichts beim Fotografieren gefühlt habe. Wie gesagt, es passiert spontan, weil ich etwas sehe, das meine Aufmerksamkeit erregt – egal wo ich bin.

Allerdings musste ich mich entscheiden und konnte aus meiner Auswahl dennoch ganz interessante Momente finden, die mich zum Nachdenken angeregt haben.

Kaltes Berlin

Ich bin hier geboren, ich lebe und arbeite hier. Doch so kalt und distanziert wie ich es auf meinen Fotos festgehalten habe, ist mir Berlin noch nie vorgekommen:

Friedrichstraße
Friedrichstraße

Traurige Gesichter

„Geht man durch die Straßen, sieht man häufig ein und dasselbe Bild: herunterhängende Mundwinkel, desinteressierte Gesichter und abweisende Körperhaltung. Wo ist die Offenherzigkeit geblieben? Es scheint, als würden die Menschen tief versunken, in ihrem Smartphone oder verloren, in ihren Gedanken ohne die Umwelt wahrzunehmen, wie leere Hüllen durch die Stadt stolzieren. Beim Fotografieren fiel mir auf, dass ich nur selten bemerkt wurde. Jeder scheint ein Ziel zu verfolgen und ist so sehr darauf bedacht es zu erreichen, dass der Umgebung keine Aufmerksamkeit geschenkt wird.“

Das Bahnhofphänomen

Auch jetzt, Wochen nachdem ich diese Arbeit geschrieben und fertiggestellt habe, fällt es mir auf. Eisige Kälte, überall wo ich vorbei muss. Dabei ist es so einfach zu lächeln. Traurig.

„Besonders sichtbar wird dies, wenn man sich in der Nähe oder in Bahnhöfen aufhält. Alle warten auf den Zug und anstatt sich zu unterhalten, wird das Smartphone gezückt oder stumm auf den Boden gestarrt. Kaum ist der Zug eingefahren, werden die Ellbogen ausgefahren und man prescht in den Wagen, weil die nächste Bahn erst in fünf Minuten kommt und es zu lange dauert. Keiner spricht oder lacht. Wenn man lacht, wird man verwirrt angeschaut, als wäre man verrückt. In wenigen Fällen bekommt man ein Lächeln zurück, weil schon wieder das Smartphone in der Hand liegt.“

S-Bahnhofsteig Friedrichstraße
Der Berliner Hauptbahnhof

Lachen verboten

Ist dir das auch aufgefallen? Du bist mit Freunden unterwegs, ihr unterhaltet euch und lacht. Sobald ihr in die Gesichter der Anderen schaut, werdet ihr taxiert, weil ihr es euch erlaubt Freude zu empfinden und das offen zur Schau zu stellen. Manchmal schafft man es, dass man ein Lächeln geschenkt bekommt, doch meistens wird man verständnislos angegafft. Traurig.

Allein, allein

Obwohl so viele Menschen hier leben und es eigentlich nicht schwer sein müsste Anschluss zu finden, ist man am Ende des Tages doch nur von Fremden umgeben und irgendwie allein.

„Ich empfinde Berlin als eine Stadt, in der man anonym in der Menge untergehen kann, gewollt oder ungewollt. Einige wollen gesehen werden, wie zum Beispielsweise Obdachlose, die hoffnungslos auf Spenden warten aber unbeachtet am Ende des Tages enttäuschend leer ausgehen.

Egal, ob man kommt oder geht, die Einsamkeit bleibt.“

 

Einsame Frau am Bahnhof Friedrichstraße
Einsame Frau am Bahnhof Friedrichstraße

Fazit: Lächle mehr!

Vielleicht schaffen wir es ja doch, dass wir uns irgendwann mehr öffnen und auf Andere einlassen. Cherie, lächle mehr. Das macht nicht nur dich, sondern auch Andere glücklich.

Bis bald, deine Julie

Zum Nachdenken angeregt?

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