Dark Mode Off / On

Sag’ Nein zu Süßigkeiten und Alkohol

Kann man einen Monat ohne Alkohol und Süßigkeiten leben? Ich habe es ausprobiert und bin an meine Grenzen gestoßen. Wie ich es geschafft und ob ich wirklich durchgehalten habe, liest du hier.


Bonjour Cherie,

ob du es glaubst oder nicht, ich habe es überwiegend geschafft einen Monat lang Nein zu Süßigkeiten und Alkohol zu sagen.

Wie alles begann

Es war Ende Juni als ich meinen noch immer nicht vorhandenen Sommer-Body ansah und dachte: „Jetzt muss ich aufhören zu sündigen“. Ich bin leider ein Schleckermaul. Im Büro gibt es Schokolinsen und Kekse, nach der Arbeit Eis und abends dann mal einen erfrischenden Cocktail, natürlich nicht alkoholfrei. Die Erkenntnis kommt spät aber der Urlaub ist in greifbarer Nähe. Da liegt nicht fern, dass man vielleicht den Konsum reduzieren könnte oder ganz und gar verzichtet?

In diversen Ratgebern, Blogs und im Fernsehen wird man mit Tipps und Tricks zur gesunden Ernährung vollgetextet. Ein Verzicht ist super, es ist schädlich, der Jo-Jo-Jo-Effekt wird dich bestrafen und du hast Entzugserscheinungen… ja und so weiter.

Primär geht es mir darum, dass mein Schwabbelbauch schmilzt aber ich sehe es auch als Selbstexperiment. Wie stark ist mein Wille Nein zu sagen? Werde ich standhalten? Das ist alles nicht so einfach.


Die Folgen lassen nicht lange auf sich warten

Klipp und klar: würde man wie ein Einsiedlerkrebs zurückgezogen auf seinem Landgut ohne Kontakt zur Außenwelt leben, hätte man leichtes Spiel.  Allerdings ist die Einsamkeit nicht gerade der Faktor im Leben, der Glückseligkeit beschert, jedenfalls nicht für mich. Es ist schwer Nein zu sagen. Nicht, weil mein Wille zu schwach ist. Es ist die Umwelt, die dich bestraft. Der Verzicht auf Süßes und Alkohol drängt dich in eine Außenseiterposition.

Vor dem Selbstexperiment wäre ich niemals auf die Idee gekommen wie anstrengend es ist zu verzichten. Alles fängt damit an, dass du dich bei diversen Anlässen, wo gefeiert und gegessen wird, erklären musst, weil ein Nein nicht reicht. Eigentlich wird man gar nicht richtig gefragt warum man verzichtet, sondern wird fast schon aggressiv dazu genötigt etwas zu essen oder trinken. „Ach, komm schon, ein kleiner [Wodka-Shot] geht doch, na los!“, „Der Kuchen ist soooo gut, du musst sowas von probieren!“, „Heute kannste doch mal, is doch nich so schlimm?“. Ich könnte jetzt Stunden lang weitere Beispiele bringen aber ich möchte dich nicht langweilen. Was folgt ist ein Augenrollen, weil man selbst momentan auf dem Low-Carb-Trip ist und sich natürlich weniger einschränkt. Ich traf auch auf vollkommenes Unverständnis bis hin zur Kontrollsucht – „Häh? Du isst keinen Kuchen aber ’nen Eierkuchen?“ Ja, weil ich für mich festgelegt habe, dass Eierkuchen eine Mahlzeit sind und ich ihn ohne weiteren Zucker oder sonstigen Schnick-Schnack esse. Klar, könnte man ja immer so argumentieren aber so einfach ist das nicht.

Vergessen ist so leicht

Die Menschen vergessen. Gerade diese Tatsache ist das Nervige an dem ganzen Experiment. Du kannst dir also vorstellen, dass ich bei jedem aufeinander treffen dasselbe Szenario durchlebe. Auf Dauer ist es anstrengend sich ständig erklären zu müssen und Missgunst zu ernten. Vor allem macht es einsam. Es ist nichts Neues, dass man als Vertreter der Anti-Alkohol-Fraktion ausgeschlossen wird. Bei Feiern wird mit Sekt angestoßen, sitzt man entspannt zusammen, wird ein Cocktail geordert und nach dem Essen muss ein Verdauungsschnaps getrunken werden, hilft doch so gut! Die Theorie ist die eine Sache, die Praxis jedoch eine Andere. Ja, ich fühlte mich vereinsamt und war genervt, weil ich permanent dazu aufgefordert wurde meinem Körper „Gift“ zuzuführen. Aus diesem Grund entschied ich mich relativ schnell dazu nicht vollkommen auf Alkohol zu verzichten, sondern ein Glas Wein auf die grüne Liste zu schreiben. Ist ja auch so gesund ab und zu ein Weinchen zu trinken!

Der Kampf gegen Süßes und der erste Rückschlag

Überrascht war ich bei den Süßigkeiten. Selbst hier ist der Verzicht fast unmöglich und ich bin einmal schwach geworden. Shame on me! Man spricht nicht umsonst von der Nummer 1 Droge schlechthin. Es ist aber auch zu schwer darauf zu verzichten!

Bestellst du einen Kaffee, bekommst du unaufgefordert Kekse oder Amarettini dazu – und natürlich ein Päckchen Zucker. Gehst du in der Gruppe essen, wird ein Dessert bestellt. Nein, keine Käseplatte, sondern Crème brûlée oder Fondant au Chocolat. Mit deinen Freunden kommst du an der Eisdiele vorbei und musst die Beherrschung behalten. Alles in Allem ein schwieriges Unterfangen. Ob ich es bereue nichts gegessen zu haben? Die Antwort lautet eindeutig NEIN! Du gewöhnst dich daran, dass du mit Augenrollen gestraft oder lauthals darauf hingewiesen wirst, wie stark man doch ist und Mensch, nur noch zehn Tage.

Überleben ist alles

Die ersten beiden Wochen waren hart. Wie schön ist es abends auf dem Sofa zu sitzen, die Tafel Schokolade aus dem Kühlschrank zu holen und genüsslich ein Stück nach dem anderen zu verzehren. Das Glücksgefühl danach ist wunderbar. Doch hält das Glück nicht lange an und kurze Zeit später bereust du nicht standgehalten zu haben. Der Blick in den Spiegel bestraft dich förmlich und du fängst an dich dafür zu hassen. Warum bin ich nur so ein schwaches Würstchen, das sich nicht zusammenreißen kann?

Dann wurde es einfacher. Das Verlangen war wie weggeblasen. Anstelle des ungesunden Krams, trinkst du viel Wasser. Dadurch fühlte ich mich nicht nur fitter, meine Haut fand daran ebenfalls Gefallen. Sie ist weicher geworden und Falten kannst du auch mit der Lupe suchen. Das Interessanteste ist allerdings, dass meine Taille sich ein wenig verändert hat. Ich bin schmaler geworden. Wie viel? Keine Ahnung. Diese ganze Quantified-Self-Bewegung muss ich mir im Privatleben nicht auch noch antun, indem ich meinen Bauchumfang messe und schaue, ob sich etwas verändert hat. Im Ernst, man sieht es doch an der Kleidung, die man im Schrank hat. Wenn die wieder passt und du darin nicht aussiehst wie eine Presswurst (schon wieder dieses Wort “Wurst”…), hast du alles richtig gemacht.

Was lernt man daraus?

Seit zehn Tagen darf ich mir offiziell gönnen, was ich vorher auf die Blacklist gesetzt habe. Als erstes musste ein Eis von meinem absoluten Lieblings-Eisladen in Berlin her, dessen Namen ich nicht nenne, weil das ja Werbung wäre – Nein, ich muss mir mein Eis selbst kaufen und das auch bezahlen – wer die Diskussionen auf Instagram über die Kennzeichnung der Bilder verfolgt hat, der weiß wie nervig das sein kann beispielsweise einfachste Bilder zu posten.

Mittlerweile war ich dreimal dort und muss sagen, dass ich es vermisst habe. Allerdings ist mein Heißhunger fürs Erste gestillt und ich stelle fest, dass ich es nicht lebensnotwendiger weise brauche. Dieser Gedanke wäre vor dem Experiment unvorstellbar gewesen. Um ehrlich zu sein, tadele ich mich deswegen sogar ein wenig. Nach dem dritten Besuch ging mir nur eines durch den Kopf: “Nächste Woche setzt du aus und versuchst so wenig Süßes wie möglich zu essen.”

Ich achte im Allgemeinen mehr darauf was ich zu mir nehme und verzichte gern. Erst vorgestern habe ich mir aus einer schon etwas angebräunten Banane ein Sorbet (mit einem Schuss Milch und Eiswürfeln) gemacht. Um dem Ganzen ein wenig Pepp zu geben, fügte ich Schokolade hinzu. Praktisch, wenn man Geburtstag hatte und viel Süßkram geschenkt bekommt. Die Schokolade hätte ich mir niemals von allein gekauft, weil ich die Marke nicht auf dem Schirm hatte. Besser so. Geschmeckt hat sie nicht und ich war fast schon enttäuscht über den recht faden Geschmack. Weil ich jetzt mehr als wählerisch bin, habe ich die Stücken unbeachtet im Becher gelassen. Von wem auch immer ich die Schokolade geschenkt bekommen habe, es tut mir aufrichtig leid! Vor dem Experiment wäre mir das nie in den Sinn gekommen, die ARME SCHOKOLADE!

Du siehst, es geht!

Würde ich es nochmal tun?

Eindeutig: Ja! Auch wenn man sich damit teils selbst bestraft und seine Umwelt ertragen muss – ich erwähne nochmal das Unverständnis – es hat sich gelohnt. Mir geht es gut, sehr gut sogar!

Es gibt auch ein Leben ohne die Sünde und es lebt sich recht angenehm, Cherie. Ja, und vielleicht wird es dann dieses Jahr noch etwas mit meinem Bikini-Body-2013…

Bis bald,

deine Julie ღ

Hast du Fragen oder Anregungen?

Dann hinterlass’ mir doch einen Kommentar oder schreib mir eine Mail an info@cheriexplore.de

…Und wenn die Bahn mal wieder nicht kommt, schau auf Instagram vorbei und lass dich von mir berieseln!